Im März 2018 kam FEIVEL zu uns, und gleich vorweg: FEIVEL kam, um zu bleiben - für immer. Das war von Anfang an klar.
Und doch kam Vieles anders, als wir gedacht hatten. Ein Leben voller Überraschungen wartete auf uns und auch auf ihn. Nicht eine Sekunde haben wir bereut, ihn aufgenommen zu haben: Er war und ist willkommen, wir lieben ihn, und er ist hier nicht mehr wegzudenken.
Persönlich kennengelernt, bevor er zu uns zog, haben wir ihn nur kurz bei einem Besuch auf seiner Pflegestelle in Gundelshausen. Da hieß er noch BRUNO. Eine sehr traurige Zeit, der Abschied von unseren beiden alten Tierschutzhunden lag hinter uns, als wir uns dafür entschieden, wieder eine Fellnase aufzunehmen - zum ersten Mal einen "Spanier" (aus Villablino). Seine fröhliche, verfressene, lebensbejahende und menschenbezogene Art hatte uns sofort überzeugt. Außerdem wollten wir unbedingt einen Hund, der uns rein optisch nicht an die geliebten Vorgänger erinnerte. Wir wollten einen "Neustart" mit einem "ganz anderen" Hund. Diese äußerliche Bedingung ist uns mit FEIVEL allemal gelungen. Er sieht so außergewöhnlich aus, dass wir immer wieder darauf angesprochen werden, was das denn für ein - hübscher - Hund sei.
Über viele seiner bis dahin bekannten "Ticks & Marotten" wurden wir durch seinen Tierschutz ehrlich, offen und auch mit großer Herzlichkeit informiert. Er würde herumliegende Taschentücher fressen und ginge auch schon 'mal auf "Wanderschaft", Jagdtrieb eher "positiv". Leinenführigkeit ? Na ja ...
Außerdem sei er ein ausgesprochener Grobmotoriker. Einiges kam uns aus den Anfangstagen mit unseren Vorgängern bekannt vor. Im Vorfeld hatten wir schon an den neuen Namen FEIVEL (der Mauswanderer) gedacht. Das "Gesamtbild", das uns an diesem leicht verschneiten Wintertag gegenüber stand, erfüllte alle Voraussetzungen an diesen Namen. Aus BRUNO wurde FEIVEL.
Und wir - wir waren bereit und durften ihn adoptieren: Also auf zu neuen Abenteuern!!!
Diese ließen auch nicht lange auf sich warten: Schon 9 Tage nach seiner Ankunft hier bei uns in Moers waren wir "Gast" in der Röntgenabteilung der Tierklinik. Unser "Allesfresser" hatte sich gleich am ersten Tag Teile eines Wurfspielzeugs "gegönnt", die über eine Woche später stundenlang versuchten, seinen Hundekörper auf zwei Wegen wieder zu verlassen. Nie vergessen werden wir das Einspritzen einer Riesenladung Kontrastmittel ins Hundemaul abends gegen 23 Uhr in unserer Küche. Auch unvergessen bleibt der "rasante Abgang" des Tierarztes in der Klinik, als wir ihm FEIVEL zum Röntgen anvertrauten: "Vorsicht!!! Er ist nicht leinenführig, wir haben ihn erst 9 Tage, er kommt aus dem Tierschutz!" FEIVELs Welt "stand" zu der Zeit "Kopf"- wir glauben nicht, dass er schon 'mal eine Tierklinik von innen gesehen hatte. Auch das Kaninchen, das neben ihm in der Box lag, sorgte nicht gerade für seine Entspannung. Es ist damals alles gut gegangen, Magen und Darm waren frei von Plastik. Und als hätte ich da schon geahnt, dass wir mit FEIVEL sehr viel Außergewöhnliches erleben würden, begann ich mit dem Schreiben von "FEIVELs Welt" Nr.1 (Geschichten in Reimform, FEIVEL spricht selbst). Neulich habe ich "FEIVELs Welt" Nr. 14 fertiggestellt. Jede "Episode", die wir an den TSV schicken, wird umgehend auf der Facebook-Seite veröffentlicht - und das zuverlässig seit 3 Jahren!
Doch zurück zu unserem "Männlein": FEIVEL bereichert unser Leben und hat uns auch ganz neue Wege eröffnet. Er ist durch und durch Jagdhund, sozusagen ein "Jägermeister". Wir leben hier nach dem Motto: "Jeder kriegt den Hund, von dem er etwas lernen kann". Wir haben also den Umgang mit einem "Jagdhund in Nichtjägerhand" gelernt - ein für uns völlig neues Kapitel. Dank professioneller Beratung reagierte FEIVEL schon recht bald auf die Tipps der Hundeschule. Das Training konnte beginnen. Ja, wir haben viel (und gern) mit ihm gearbeitet und tun dies auch immer noch. Großer Vorteil dabei: FEIVEL ist mega-verfressen und macht für Futter (fast) alles. Mittlerweile hat er sich einen GPS-Tracker schenken lassen. Er hatte auch von Anfang an nichts dagegen, eine Schleppleine am Geschirr zu haben und beim Radiustraining so gut er konnte mitzumachen. FEIVELs Radius ist da allerding eher etwas größer, mittlerweile "lässt" er die Schleppi frei hinter sich schleifen. Er trägt sie nur noch "für den Fall der Fälle". FEIVEL nimmt alles so, wie es gerade kommt. Aber: Hat es in seinem Kopf einmal "Klick!" gemacht und sein Jagdtrieb ist aktiviert
oder hat er etwas Interessantes entdeckt, macht er "sein Ding". Damit das nicht oft passieren kann, laufen wir mit ihm möglichst nur in Gegenden ohne "Anreize", wie z.B. Rehe oder Kaninchen. Ein "Geschenk der besonderen Art" war die Entdeckung eines "Hundefreilaufs" in unserer Gegend: 12.000 m² eingezäunte Freilauffläche unter fachkundiger Leitung. Mittlerweile gehöre ich dort zum Team und FEIVEL ist regelmäßiger und von allen liebgewonnener Besucher. Er besitzt ein wirklich gutes Sozialverhalten und kommt mit allen Hunden bestens klar. Außerdem ist FEIVEL ein sehr guter "Mantrailer" geworden. Wir trailen mit ihm hobbymäßig unter Anleitung. Uns macht es riesigen Spaß, und FEIVEL kann seine Supernase einsetzen und ist zusätzlich ausgelastet. Er ist aber kein Hund, der ständig "Action" benötigt. Wenn "nix" los ist, dann ist "nix" los.
Es wird allerdings auch nie wirklich langweilig mit ihm, denn er lässt sich öfter etwas Neues einfallen. Er ist ein wahrer "Überlebenskünstler", der uns manchmal auch zu eher "verzweifeltem Lachen" nötigt. Zum Beispiel führte er unseren Versuch, sein übermäßiges (!) Fressen von Fallobst mit einem Maulkorb abzustellen ad absurdum, indem er den Maulkorb einfach zu einem Werkzeug umwandelte. Das weiche Obst wurde zerdrückt, bevor es wie gewohnt den Weg in seinen Magen fand. FEIVEL hatte und hat grundsätzlich von Anfang an einen "schwachen" Bauch mit wiederkehrenden Durchfällen ganz unterschiedlicher Ursachen. Leider frisst er aber immer wieder hemmungslos jeden Mist, denn er findet. Oft sind wir nicht schnell genug. Manchmal liebäugeln wir mit einem Giftköderschutz. Tierarztbesuche kennt er mittlerweile gut. Angedockt an eine Leberwursttube lässt er alles über sich ergehen. Es verging viel Zeit, bis sich seine Bindung zu uns wirklich vertiefte. Manches lässt er immer noch nicht zu, Fieber messen ist so eine Sache. Er versucht abzuhauen und wird zappelig. An diesen Bereich lässt er freiwillig niemanden. Es wird seinen Grund haben. Seine große Zuneigung zu uns zeigt er auf seine ganz eigene Art: Durch intensives und lange andauerndes Händelecken oder dadurch, dass er seinen Kopf und/oder seinen Körper ganz feste und lange an uns
drückt und sich dabei kraulen lässt. Gelegentlich schmeißt er sich auch auf die Seite und lässt sich auf dem Bauch streicheln. Dabei wischt er sich immer mit der Pfote über den Kopf. Zum Piepen! Direkter Blickkontakt muss nicht sein. Im Haus ist er immer in unserer Nähe. Feste Rituale sind ihm wichtig: Niemals würde er sich in das Hundebett unserer Hündin legen sondern nur in sein eigenes. Jeden Abend latscht er mit uns nach oben ins Schlafzimmer, wo sein zweites Hundebett steht und verbringt dort die Nacht. Eigentlich ist er ein "gradliniger, grundehrlicher Typ", wenn man Hunde so beschreiben darf. Die Aufnahme einer Schäferhündin (auch aus dem Tierschutz) vor gut einem Jahr hat er monatelang mit Ignoranz ihr gegenüber und Ungehorsam uns gegenüber quittiert. Er fand sie hier in seinem Reich eher überflüssig und hat sie (und auch uns) auflaufen lassen. Bevor er wusste, dass sie mit nach Hause kommt,
hatte er allerdings ausgiebig und lange mit ihr gespielt. Nach ca. 6 Monaten hatte sie ihn dann aber "weichgekocht". Nun ist alles bestens. FEIVEL hat eben "Charakter".
Tiefsitzende Ängste werden bleiben: FEIVEL ist nicht schussfest, er zittert bei Donner und Blitz und Feuerwerk wie Espenlaub und erstarrt dabei förmlich. Geräusche der Müllabfuhr und der Straßenreinigung und auch Blinklichter ängstigen ihn sehr. Nicht alles war von Anfang an "leicht" mit unserem FEIVELchen, aber alles, was "nicht leicht" war, hatte auch einen Grund. Viele dieser Gründe können wir nur erahnen. Wir werden sie nie erfahren. Zu beobachten, wie ein Hund aus Spanien mit unbekanntem Vorleben sich unserem Leben Stück für Stück anpasst, wie er langsam immer mehr Vertrauen aufbaut, immer mehr Nähe zulässt und sich in fast allen Bereichen von uns führen lässt, sehen wir als Geschenk an uns. Wir schenken FEIVEL im Gegenzug Sicherheit, Zuwendung, viel Liebe und die Freiheit, die wir für ihn verantworten können, ohne dass er Schaden nimmt.
So fügt sich "Eins zum Andern".
Vor der großartigen Arbeit seines Tierschutzes und dem immer "offenen Ohr" dort haben wir riesigen Respekt und sagen einfach: "Danke – auch für unseren FEIVEL."
Hanne & Stephan H.