Liebe Vereinsmitglieder,
als aktives Mitglied und Pflegestelle lebten bei uns für eine gewisse Zeit all die Hunde, die ihr auch kennt. Die schweren Jungs, die Ängstlichen, die Rabauken, die Hunde mit Anpassungsschwierigkeiten, der Freigeist, der Jäger, die Lieben, die Verschmusten und Brick. Und Brick ist der Hund, von dem ich berichten möchte. Er kam im Januar in Eichenzell aus Kroatien an. An diesem Tag verlud ich ihn nur von einer Transportbox in die nächste. Wer am Ende der Leine hing interessierte ihn genauso wenig, wie all die anderen Hunden zuvor. Auf seinem letzten Transportweg nach Weiden fing er das Bellen an und ich hoffte, dass er nicht so ausdauernd war wie sein Vorgänger, der tatsächlich ca. 1 Std. mit seinem Gebell die Fahrt begleitete. Nein, er hörte recht schnell wieder auf und das macht er bis heute so. Er steigt gerne ins Auto, motzt zwei, drei Minuten rum, um sich dann entspannt in die Box zu legen. Als wir ankamen musste ich ihm unsere beiden Mädels vorstellen. Eine nette Spanierin und eine, anfangs etwas unfreundliche, Bulldogge. Brick betrat den Garten. Stolz, selbstbewusst und in einer ruhigen, weisen Art, wie man sie nur bei Senioren kennt. Denn Brick war ein Senior, Schäferhundmixrüde von fast 12 Jahren. Die Zusammenführung klappte wunderbar und überhaupt hatte Brick keine Probleme sich in unseren Alltag einzufügen. Die ersten Nächte verbrachten wir gemeinsam im Wohnzimmer (Brick konnte nur schlecht Treppen steigen) und von da an war alles klar.
Er war von Anfang an stubenrein, machte nie etwas kaputt, konnte alleine bleiben, war zu allen Menschen nett und hatte nie Stress mit anderen Hunden. Eigentlich war er perfekt und das war nicht mein Verdienst. Er war einfach so, er war ein Hund, der die Welt etwas schöner macht. Durch seine unaufdringliche Nähe, durch das Vertrauen, was er mir entgegen brachte, schlich er sich in mein Herz. Brick wurde so etwas wie ein Seelenhund und die Vermittlung wurde nicht einfach. Brick hatte gesundheitliche Probleme. Milben durften lange Zeit ihr Unwesen treiben. Er hatte kahle Stellen und eine verdickte Haut. Die Milben waren behandelbar, der Rest war nur ein kosmetisches Problem. Er hatte die Hüfte eines Schäferhundes, leider, Treppen steigen fiel ihm schwer. Als er kam waren seine Innenohren schwarz verdreckt. Nach langwieriger Behandlung blieb eine chronische Ohrenentzündung zurück, die zeitlebens behandelt werden muss. Und taub ist er auch. Ja, Brick war und ist ein kostenintensiver Hund, den man sich erst einmal leisten muss. Um so dankbarer bin ich, dass wir uns als Verein das leisten. Alten, kranken Hunden eine Chance zu geben, sie nicht alleine lassen und zusehen, wie sie im Tierheim sterben.
Und ich freue mich wahnsinnig darüber Menschen gefunden zu haben, die dies mit ganz viel Herzblut weiter führen. Es ist ein Ehepaar, welches Senioren aus dem Tierschutz adoptieren und ihnen einen letzten wunderschönen Lebensabend schenken. Brick ist ihr dritter Senior. Lebensfroh läuft er ohne Leine (er hat seine Familie nämlich immer im Blick und außerdem keinen Jagdtrieb) nun durchs Leben. Diese Woche habe ich ihn besucht, Brick, mein tollster Pflegehund. Es war so schön und ich habe soviel Energie getankt, dass ich mich daheim an meinen Schreibtisch setzten konnte und mich um die Ex-Adoptanten eines Rückgabehundes zu kümmern. Tierschutzarbeit live! Glücksgefühl und Ärger, alles nah beieinander. Aber, ganz ehrlich, Glücksgefühl überwiegt.
Andrea Stolz