Alles begann mit einer Anfrage im November 2018, ob wir nicht Aran auf Pflegestelle nehmen könnten, begleitet von einem Video mit einer schneeweißen stattlichen Hündin. Ein Blick – ja, passt. Doch dann zog es sich. In diesem Fall musste erst das Gericht über den Verbleib der Hündin entscheiden und irgendwann war sie eigentlich schon aus unserem Fokus… bis sie im Juni endlich reisen durfte.
Und da war sie nun, ein Berg von weißem Fell, von weitem sehr hübsch.
Wie gesagt, von weitem, denn, wenn man näher heran kam ging das Fell eher ins grau, müffelte leicht und das Unterfell erinnerte eher an eine Filzmatte. Der Umstand, dass sie sich durch die Aufregung vorn herum komplett vollgesabbert hatte, machte es auch nicht besser. Ok, sind wir ja gewohnt. Und ein wenig pummelig war sie, nicht direkt dick, eher griffig. Die ersten vier Tage bestanden eigentlich gefühlt nur aus Fellpflege und Stück für Stück bekamen wir die Verfilzungen in den Griff. Wenn wir bisher dachten, dass wir schon Hunde mit viel Fell hatten, hatten wir uns scheinbar getäuscht, denn dagegen wirkte alles andere eher als Kurzhaar. Zum Finale gab es noch ein Bad und was läge bei der Fellfarbe näher, als ein Schimmelschampoo zu benutzen. (kleiner Tipp, für diejenigen, die auf der Suche nach einem guten Hundeschampoo sind, schaut euch bei den Pferden um).
Da stand sie – schneeweiß, wirklich schneeweiß, fluffig und duftend – und es hielt exakt eine Stunde an… Denn irgendwann musste sie ja mal raus und da regnete es. Clevererweise hatten wir im Garten vorher umgegraben. Zurück kam ein nasses, anthrazitfarbendes Etwas – naja, aber glücklich war sie. Es stellte sich nach und nach heraus, dass weiß doch nicht so ihre Farbe ist…
Die Integration ins Rudel verlief überraschenderweise schnell und ruhig. Unsere Rudelkönigin Luna (aus Villablino) ist mit ihren 11 Jahren eigentlich doch schon etwas Eigen was Zuwachs betrifft und wer ihren Individualabstand (welcher übrigens so ziemlich genau 1,78m beträgt) unterschreitet, kann schon mal ein Loch im Teppich abbekommen. Allerdings ist sie auch gerecht und honoriert Zurückhaltung und Aran war ihr gegenüber Zurückhaltung in Person und drei Tage später durfte Aran sogar schon die heiligen Räume (Schlafzimmer) betreten. Mit Yusep (aus Arca de Santi) ging es noch schneller. Das war eher so – ola chica, cool – und ab ging‘s zum Spielen. Die Beiden waren sofort ein Herz und eine Seele und Yusep half ihr natürlich mit Eifer beim „Nichtzusauberwerden“.
Aran passte ins Rudel wie Deckel auf Topf und in Anbetracht der Tatsache, dass Luna irgendwann einmal ihre letzte Reise antreten wird, haben wir am 01. Juli, an ihrem 2. Geburtstag, beschlossen, dass sie für immer bleibt. Der Einfachheit halber wurde aus Aran Ara und Weiß war immer noch nicht ihre Farbe. Wenn man sich nun vorstellt, einen schneeweißen Hund zu besitzen, hat man ja eher dekorative Gedanken. So ein Hund, noch dazu so stattlich, mach schon etwas her an deiner Seite. Jeder möchte seine Hände in das Meer aus Fell vergraben… und wird schnell eines Besseren belehrt. Ara ist ein Dreckspatz vor dem Herrn und lässt keine Möglichkeit aus, sich neue Schattierungen ins Fell zu massieren. Noch dazu liebt sie es, den ganzen Tag im Garten zu liegen und wenn möglich nicht auf dem Rasen, viel zu sauber. Wenn man dann dem kurzen Moment der Schwäche nachgibt und sie in die Arme schließt, herzt und kräftig durchs Fell wuschelt, hat man zumindest optisch gute Referenzen zur Anstellung in einem Kohlebergwerk – fifty shades of grey mal anders.
Der erste gemeinsame Urlaub rückte näher. Wir fahren gern im Herbst noch einmal mit den Hunden wandern. Fahren ist dabei ernst gemeint, denn mit drei Hunden jenseits der 70cm Schultermaß bekommt man maximal eine Urlaubsunterkunft, die eh gerade abgerissen werden sollte. Nein, wir haben uns einen Sprinter ausgebaut und sind daher relativ unabhängig. Nun – man muss es mögen… Hundehaare haben halt auch etwas Wärmendes und seien wir mal ehrlich, erstunken ist noch keiner;) Gut, in Bezug auf Letzteres sind unsere Gebete doch schon eindringlicher, dass es nicht regnet. Dafür haben wir allerdings das sicherste Auto auf dem Stellplatz.
Dieses Mal ging es in die Sächsische Schweiz, von uns nicht weit weg und im Falle eines Wetter- oder anderer Katastrophen bedingten Abbruchs, wie gesagt, von uns nicht weit weg. In den Oktoberferien in Richtung Bastei zu fahren ist in etwas so, als würde man eine Gassirunde auf dem Oktoberfest machen, Himmel und Menschen. Wir haben daher beschlossen, auf die langen Leinen zu verzichten und die kurzen genommen, was in Anbetracht der Tatsache, dass ich nebenbei auch gern fotografiere und währenddessen Andrea auch kurzzeitig alle drei Hunde in der Hand hat, die bessere Auswahl war. Das geht mit Laufleinen nur, wenn man an diversen Fortgeschrittenenkursen für Entfesselungskünstler teilgenommen hat. Kurze Leine heißt aber auch Aktivurlaub, zumindest für mich, denn ich hatte die beiden Junghunde. Zwar hatte ich bergauf einen praktischen Lifteffekt, konnte dann aber bergab meine Trittsicherheit verfeinern – oder sollte ich sagen musste. Andrea und Luna trödelten derweil in etwas Abstand hinter uns her.
Wir hatten anfangs ein wenig Bauchschmerzen, da ja die Reaktion auf große Hunde nicht immer positiv ist. Aber gerade Ara und Yusep waren dort everybodys Darling und mein Kreislauf konnte sich bei den vielen Zwischenstopps, wo die Beiden oder auch alle drei sich von Kindern und Erwachsenen durchkraulen ließen, immer mal erholen. Ara zeigte sich natürlich in Ermangelung an Gelegenheiten, sich schmutzig zu machen, in einem strahlenden Weiß.
Hatte ich schon erwähnt, dass wir das sicherste Auto hatten? Wenn wir abends am Camper zusammensaßen, postierten sich die drei jeweils auf taktische Punkte um uns herum und behielten die Umgebung im Auge. Solange es hell war, lagen sie einfach so in der Sonne und ließen sich teilweise sogar von vorbeigehenden Passanten den Bauch kraulen, sie hatten ja noch frei. Aber wehe es dämmerte, denn das bedeutet Dienstantritt und das wird bei den Dreien ernst genommen – Sicherheitsmodus an, Alarmanlage scharf geschaltet, Zutritt nur noch nach Sicherheitsfreigabe. Auto in der Nacht abschließen? Wozu? Wir mögen Abwechslung – die Hunde auch:).
Wie schon erwähnt fotografiere ich gern und natürlich sind unsere Hunde ein begehrtes Motiv. Bei Ara geht man von der Optik schon davon aus, dass tolle Bilder dabei herauskommen und es leicht wird – weit gefehlt. Zwar besitzt sie eine gewisse Fotogenität, aber mit Yusep zusammen haben wir nun schon zwei nicht so helle Kerzen auf der Torte. Wir wollten ein Weihnachtsbild machen und haben uns folgendes ausgemalt - Hund 1 links, Hund 2 in der Mitte, Hund 3 rechts – natürlich alles inmitten von Weihnachtsdekoration vor schönem Hintergrund – alle schön in die Kamera schauen, klick und fertig.
Die Realität – Hund 1 (Luna) sitzt, Hund 2 (Yusep) wird herbeigerufen, sitzt, Hund 3 (Ara) geht in den Garten pieseln, Hund 2 hinterher, Hund 1 sitzt noch – ok Tür diesmal zu – Hund 2 sitz neben Hund 1, Hund 3 kommt, falsche Seite, Hund 1 legt sich gelangweilt hin, Hund 2 auch, Hund 1 soll sich wieder hinsetzen, Hund 3 knabbert Weihnachtspaket auf, Hund 2 steht quer dahinter, Hund 1 sitzt, Hund drei auch, aber verkehrt herum…. Ein gutes Kilo Leckerlis später hatten wir schon mal gut 100 Probeschüsse im Kasten und
Assistentin Andrea war dem Nervenzusammenbruch nahe – als endlich alle fragend in die Kamera schauten….
Es stellte sich schließlich heraus, dass Ara’s Stärken doch eher in der Outdoorfotografie liegen, was für uns natürlich bedeutet, dafür zu sorgen, dass unsere weiße Pummelfee dann am Ort des Geschehens noch weiß ist – zum Glück fährt sie gern Auto. Die Bilder mit meiner Tochter, sie wollte gern ein paar Fotos mit dem großen weißen Plüschhund, waren innerhalb von ein paar Minuten aufgenommen. Da sei ihr auch verziehen, dass sie ein paar Mal neben mir saß und wir uns fragend anschauten, wie das nun gehen soll, wenn sie mit auf dem Bild sein soll. Ausbaufähig – aber süß ist sie…:)
…to be continued
Viele Grüße Sven und Andrea