Vom 17.10.2019 bis 20.10.2019 fand unsere Fahrt nach Zagreb statt.

Wir blickten hinter die Bilder der Hunde, lernten die Menschen hinter dem Projekt Castro genauer kennen, sahen die Problematik vor Ort und wissen nun, wofür wir kämpfen..ZagrebfarhtHP09

 

 

Bevor wir über unsere Reise nach Zagreb berichten, möchten wir zunächst nochmal erklären, wie es zu diesem Projekt überhaupt kam. 

Zrinka, unsere gute Tierheimseele aus Zagreb, verbringt sehr viel Zeit mit den Hunden im Tierheim Domovec, um sich ehrenamtlich mit den Hunden auseinander zu setzen. Sie kontaktierte damals deutsche Vereine, um es gerade den älteren Hunden zu ermöglichen, noch einmal ein Zuhause zu finden, denn in Zagreb ist ein Hund im Tierheim eigentlich nichts Wert und die Bereitschaft sich um Menschen zu kümmern, die ins Tierheim kommen und einen Hund adoptieren wollen, geht gegen Null. Die meisten Hunde landeten wieder an der Kette oder in einem Zwinger, wenn sie das Tierheim verließen und Zrinka möchte diesem entgegenwirken. 

Das Tierheim ist staatlich geführt und unser Verein hat nichts mit dem Tierheim Domovec an sich zu tun! Unser Partner ist der Verein Projekt Castro, der aus nur 5 aktiven Mädels und deren Familie besteht. Sie kämpfen täglich gegen Windmühlen, geben aber nicht auf und freuen sich über jeden noch so kleinen Erfolg! Während Zrinka versucht, die Hunde aus dem Tierheim zu bekommen, kümmern sich die Anderen darum, dass nicht mehr Hunde dort hinkommen. Sie fahren im Umland herum, sammeln Hunde auf der Straße ein, fangen Katzen mit Lebendfallen um sie zu kastrieren und lassen sie danach wieder frei, sie sensibilisieren Menschen, die Hunde an der Kette halten, dass sie eigentlich keinen Hund brauchen und sorgen dafür, dass die Leute einsehen, dass Hund und Katze Lebenwesen sind. 

Die Hauptproblematik ist und bleibt der Kroate selbst. In Kroatien gibt es keine "Hundeschulen" und wenn wir unseren Mädels erzählen, das wir mit unseren Hunden ins "Dog Dancing" gehen, für sie kochen und ihnen Hundebetten kaufen, die mehr als 100 Euro kosten, lachen sie. Selbst die Tatsache, dass einige von uns ihre Hunde mit in die Arbeit nehmen können, ist für Kroatien "Verrückt". Es gibt in Kroatien auch Gesetze, die eine Impfung der Hunde vorschreiben, aber die Menschen setzen ihre Hunde lieber aus, bevor sie bei der Imfpung registriert werden können. Vieles könnte auch hier durch die Politk verbessert werden, aber es braucht sicherlich noch Jahre und ohne ordentliche Grundlage - eine gute Wirtschaft - wird es sich nur langsam ändern. 

 

Donnerstag pünktlich um 9:00 Uhr starten wir unsere Reise nach Zagreb. Das Wetter war sogar relativ gut, wir haben alle Spenden und unser Gepäck in zwei Autos untergebracht. Nach Pausen, Grenzen und etwas Stau kommen wir am späten Nachmittag in unserem Hotel an, wo uns Zrinka schon erwartet. Die Gruppe teilt sich, und während die einen sich in die Stadt auf Sightseeing begeben, verschlägt es die andere Hälfte ins Tierheim, denn dafür sind wir ja hier.

Videoüberwacht und mit einer Sicherheitsperson im Büro werden wir ins Tierheim eingelassen. Das Tierheim selbst ist staatlich geführt und um zu verhindern, dass Menschen ihre Hunde einfach über den Zaun werfen, gibt es eine nette Dame, die nachts ein Auge auf das Gelände hat. Es wird langsam dunkel, es ist etwas kühl, die Hunde bellen und so wie wir es auch schon aus unserem Besuch in Ungarn kennen, wurde auch hier schon mal eine kleine Grundreinigung durchgeführt. Wenn die Tierschützer kommen, will man einen guten Eindruck hinterlassen. An der Frontseite des Gebäudes prangt der Slogan "every dog deserves a home, not every home deserves a dog" (jeder Hund verdient ein Heim, nicht jedes Heim verdient einen Hund).

 

 Einige Zwinger sind leer, frisch desinfiziert. Aus anderen blicken uns die Hunde entgegen, wedeln begeistert mit dem Schwanz, springen am Zaun auf und ab, bellen bis sich die erste Aufgeregt gelegt hat. Wir sehen direkt ein paar unserer "Favoriten" und die Worte "Den hatte ich mir größer vorgestellt" oder "Der ist aber dürr geworden" fallen. Wir besuchen die Hunde, die uns Sonntag hinterherreisen werden und sehen Neuankömmlinge, die wir unbedingt mit auf die Homepage nehmen möchten. Wir besuchen die beiden Welpenzwinger, an denen wir gerne etwas verändern möchten und werden mit dem Gelände vertraut gemacht. Während die Hundehütten im Zwinger halb zerfallen sind und für den Winter wohl keinen ausreichenden Schutz bieten, steht neben dem Tierheim ein frisch gebauter Tierfriedhof. Die Ironie schmeckt bitter wie nie.

Unser Trost ist, dass unsere Arbeit bereits die Situationen in den Zwingern verbessert hat. Es wird vielleicht auch wieder etwas schlechter werden, aber die Zwinger sind derzeit nicht so maßlos überfüllt wie zu Beginn unserer Arbeit.

 

Wir haben genug gesehen und verabschieden uns am ersten Tag mit dem Fazit - es gibt viele Hunde kennen zu lernen!

 

Am Freitag starten wir für unsere Verhältnisse ziemlich spät. Erst um 10:00 Uhr dürfen wir ins Tierheim, denn die Fütterung soll vor unserem Besuch abgeschlossen sein. Als wir im Tierheim eintreffen stehen schon viele Autos im Hof, nur die Menschen dazu haben sich alle versteckt. Leider durften wir uns zu Beginn die Hunde nicht direkt selbst aussuchen. Auch mussten wir erst einen "Freiwilligen-Schein" unterschreiben. Wir haben keine Fragen gestellt, denn wir waren ja für die Hunde hier. Bewaffnet mit Kameras haben wir dann nach und nach Hunde bekommen, um dann gleich ums Eck eine Runde über den Feldweg zu drehen. Manche Hunde haben uns positiv überrascht und wir haben einige Arbeit so manche Einträge zu verbessern, denn vielen Hunden, werden die Beschreibungen nicht gerecht. Wir sind guter Dinge und das Wetter steht auch auf unserer Seite. So schaffen wir es am Ende sogar wirklich, den Großteil der Hunde aus ihren Zwingern zu holen und aus den angesetzten zwei Stunden im Tierheim wurden schlussendlich fast fünf - haha, die hatten wohl gedacht uns würde die Lust an Hunden vergehen.

Unsere Kollegen vom Projekt Castro hatten aber für dieses Wochenende Einiges geplant, und auch, wenn wir noch so manchen Hund gerne an der Leine und vor der Kamera gehabt hätten, so kehrten wir dem Tierheim Domovec den Rücken, um uns durch den Berufsverkehr von Zagreb zu schlängeln und Milena beim Tierarzt zu treffen, die für uns ein paar Katzen "aufgehoben" hat.

Während Zrinka nämlich die Kämpferin der Tierheimhunde ist, ist Milena die Kastrations-Amazone. Noch bevor sie in die Arbeit startet, checkt sie ihre aufgestellten Katzenfallen, sitzt eine drin, wird sie zum Tierarzt gebracht und nach der Arbeit holt sie diese wieder ab um sie dann am gleichen Ort wieder frei zu lassen. Das kann dann schon mal ein 12 Stunden Tag werden. Oftmals sind die Katzen gar keine Wilden, aber lieber kümmert sie sich um die Kastration, bevor noch mehr ungewollte Katzen herumlaufen. Die Besitzer stört es selten, wenn sie sich darum kümmert. Das Geld fehlt und die Einsicht sowieso. Aber Milena ist zuversichtlich, sie macht es nun schon eine ganze Weile und in den letzten 5 Jahren, hat sich einiges verbessert. Viele Leute, lassen sie auf ihre Grundstücke, um die Fallen aufzustellen, denn würde sie die Fallen an öffentlichen Plätzen aufstellen, wären sie sehr schnell weg.

Nachdem wir schließlich 3 Katzen an 2 verschiedenen Stellen wieder freigelassen haben, zwei ihrer Fallen gecheckt und einen Futterplatz besucht haben, ist es schon wieder dunkel geworden. Nach einem mehr als nötigen Bad starten wir in die Stadt um den zweiten Tag mit angeregten Gesprächen und Diskussionen zu beenden und uns für den dritten Tag zu wappnen.

 

Am Samstag können wir erneut erst spät aufbrechen. Wir warten alle schon viel früher, denn 11 Uhr ist wirklich ganz schön spät für uns Hundeleute.

Carolina, Mirna und Milena sammeln uns ein und bringen uns auf einen sehr abgelegenen Hof. Der Besitzer kommt nur noch alle drei Monate und seit acht Jahren sitzt eine kleine Schäfermixhündin hier im Zwinger. Der Nachbar ist so freundlich, und kümmert sich um die Hündin, die vor einigen Wochen ein paar Welpen geboren hat. Im Einverständnis wurde der kleine Zwinger mit dem Hühnerstall zusammengelegt, sodass genug Platz für die kleine Familie ist. Wir können gar nicht fassen, wie man seinen Hund über so lange Zeit alleine lassen kann, aber die Arbeit lockt die Menschen eben vom Land weg, und außer einer alten Dame wohnt niemand hier. Zum Glück ist das für Mama Alpha das letzte Jahr in diesem Zwinger, denn ihre Welpen sind Reisefertig, und sobald die kleinen ihr Zuhause finden, wird auch sie nach Deutschland kommen dürfen. Ihr Besitzer hat eingesehen, dass es keinen Sinn macht, einen Hund zu haben, um den sich der Nachbar kümmern muss. Der freundliche Mann hilft uns dabei, die kleinen zu Fotografieren und wir sind froh, dass es auch Unterstützung für unsere Mädels gibt. Jubelnd wird der Entschluss gefeiert, das ein weiterer Knirps mit auf Pflegestelle kommen darf (der durfte mittlerweile auch für immer bleiben). Gut gelaunt packen wir noch ein paar Futterspenden an den Rand und setzen unsere Tour fort.

 

Wieder geht es ins Nirgendwo, bis ans Ende einer holprigen Straße, das letzte Haus direkt am Waldrand. Zwei Damen betreiben hier ihre eigene private Sammelstelle für Hunde und Katzen. In einem ausrangierten Kleiderschrank, umfunktioniert als Welpenauslauf, sitzen einige schwarze Knäuel. Die Mutter, eine humpelnde Dackelmixhündin, begrüßt uns freundlich, während wir eher geschockt schauen. Ein mittlerweile kastrierter Rüde bettelt um Streicheleinheiten und kann sein Glück kaum fassen, das er von 24 Händen angefasst wird. An der Garage nebenan sitzen seine beiden Brüder, an der Kette. Vorrübergehend? Wir wissen es nicht so genau, können es aber nur hoffen. Freudig wedeln sie mit ihren Ruten und freuen sich darüber, dass sie gestreichelt werden und wir ihnen was mitgebracht haben. Die Haltung von Hunden draußen an der Kette ist eine ganz normale Geschichte in Kroatien. Je weiter man ins Umland hinauskommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit dieses Szenario zu sehen.

Im Eingang liegen zwei kleine Katzen, ihr Zustand sieht mehr als schlecht aus, aber unsere Mädels haben viel Fingerspitzengefühl gebraucht, um die Hunde und Katzen, die hier leben, kastrieren zu dürfen und belassen es vorerst eine Diskussion zu starten. Die beiden kleinen wurden am Morgen an der Straße gefunden und die Frau versucht sie nun mit Milch wieder aufzupeppeln. Zwar nicht die besten Voraussetzungen, aber immerhin ein Mensch, der an die Tiere denkt. Nicht schlecht schauen wir, als uns die gute Frau ihre weitere "Schätze" zeigt. Hasen, Hühner und Schweine befinden sich hinter dem Haus.

Die Welpen klettern bereits über die Absperrung und sind ihres Lebens froh. Nachdem alle eigentlich lieber die Tiere mitgenommen hätten, sehen wir ein, dass hier bereits eine Verbesserung stattgefunden hat. Die Welpen dürfen vermittelt werden. Zu diesem Zeitpunkt zwei Monate jung sind sie für eine Ausreise noch nicht spruchreif, aber sicherlich werden wir sie später einmal auf unserer Homepage haben.

Als Überraschung bei diesem Besuch, gab es dann noch eine Schweinerei, denn die Sau "Maya" wollte nun auch mal sehen, wer da auf ihrem Hof herumtrampelt. Im Schweinsgalopp kam sie mit ihrem Kumpel an - sie sind widererwarten nicht da, um gegessen zu werden, was uns dann doch noch etwas Freude bereitet hat.

Wir übergeben Futterspenden, denn auch wenn es "schlecht" aussieht, geht es noch viel viel schlechter und hier ist das Futter wirklich gut angelegt.

 

Mit gemischten Gefühlen starten wir zum nächsten Treffpunkt. Ein außerhalb liegendes Gebäude mit 5 Zwingern und einem kleinen Freilauf. Betrieben wird das Ganze von einer Tierärztin, die nebenbei noch die Versorgung von etwa 10 Hunden übernimmt. Wir versuchen nach und nach ein paar der Hunde vorzustellen. Hier landen die Hunde, die Glück haben und von unseren Mädels gefunden werden. Ausgesetzte Hunde aber auch einen Schäferhund, der geschlagen wurde und erst wieder neues Vertrauen gefunden hat. Nicht alle Hunde sind vermittelbar, aber es tröstet zu wissen, das auch sie hier einen Platz finden. Auch hier lassen wir einige Futterspenden zurück, um wenigstens etwas Luft zum Atmen zurück zu lassen.

Danach folgt noch der Besuch bei einer Katzenpflegestelle. Der alte Hühnerstall wurde hier umfunktioniert, die Fenster mit Draht versehen, um den Katzen etwas Ausblick zu gönnen. Es ist eigentlich zu klein, aber besser als Nichts. Wir hoffen, dass sich die Situation bessert und die Mädels noch mehr unterstützung bekommen.

 

Nachdem wir uns gut gestärkt haben und kurz durchschnaufen konnten beenden wir den Tag mit dem Besuch von zwei weiteren Pflegestellen. Bei der einen sitzt ein Wurf Welpen im dicken Stroh im Stall, wuselt aufgeweckt herum und freut sich über den Besuch. Auch hier werden uns die ersten Nasen begleiten, für die Geschwister suchen wir noch weiter. Bei der Anderen leben die Hunde alle mit im Haus. Überall werden wir von freundlichen Familienhunden begrüßt, die sich um ihre Pflege-Kameraden bemühen und ihnen zeigen, wie es ist, geliebt zu werden.

 

Wir lassen den Abend ausklingen, denn am nächsten Morgen geht es früh für uns los. Begleitet von Zrinka und den Hunden einmal durch Slowenien und Österreich zum ersten Stopp in Gundelshausen. Von dort haben andere noch eine halbe Weltreise vor sich. Am Ende kommen alle Menschen und Fellnasen wieder gut zuhause an. Wir haben viele Informationen, Bilder und Gesprächsstoff und eine Menge Arbeit, sind aber froh, die Reise gemacht zu haben.

 

Wer nicht verstehen will, muss selber sehen.

Und so erkennen wir, dass wir froh daüber sein sollten, dass wir große Firmen mit Arbeitsplätzen und Arbeit haben und zudem so manchen Luxus von dem andere Leute nur träumen können. Wir können froh sein, dass bei uns Gesetze auch etwas bedeuten. Und wir müssen dran bleiben, denn wir sehen immer wieder, dass es sich in jedem Fall Lohnt zu kämpfen, auch wenn es nur ein einziges Leben ist, das besser wird.

 

 

 

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